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Inhaltsverzeichnis1. Einleitung 2. Konstitution von Ordnungen
3. Gruppen, Gemeinwohl und staatliche Organisation
4. Steuerung -- mit und ohne Hayek
5. Hayek zwischen Holismus und Individualismus KlappentextJe weniger Regulierung, desto besser, so das Credo neoliberaler Politik. Dem liegt die Annahme zu Grunde, dass sich Optimalzustände ergeben, indem auf die Selbstordnungskräfte »spontaner Ordnungen« vertraut wird. Friedrich August von Hayek, auf den dieses theoretische Konzept zurückgeht, begründet diese Leistungsfähigkeit der Ordnung allerdings ohne Rückgriff auf handelnde Individuen, obwohl er diese sonst grundsätzlich zum Ausgangspunkt seiner Theorie macht. Statt dessen greift er auf evolutionstheoretische Konzepte zurück, in denen Akteure nur Trägereinheiten funktionalistischer Zuschreibungen -- Regelanpasser -- sind. In dem vorliegenden Band werden die Defizite dieser mechanistischen Vorstellung menschlichen Handelns aufgezeigt und ein Ansatz für eine tragfähigere Theorie politischer Steuerung vorgeschlagen. Aus dem FazitDer verkürzte Handlungsbegriff, der sich durch Hayeks Werk zieht und stellenweise zu eigenwilligen »Erklärungen« führt, ist nicht nur Ausdruck eines unrealistischen Menschenbildes; in ihm manifestiert sich ein tiefer liegendes Problem. Es erwächst aus Hayeks Vermengung eines Ansatzes, der dem Methodologischen Individualismus verpflichtet ist, mit evolutionstheoretischen Versatzstücken. Letztere enthalten jedoch einen holistischen Zugang zu sozialen Untersuchungsgegenständen und wählen ein überindividuelles Ganzes als Ausgangspunkt der Analyse. Konsequent durchgehalten, führt ein holistischer Ansatz dazu, die Individuen als reine Funktionsträger zu betrachten, die den Imperativen des »Systems« gehorchen. Insofern ist das Bild vom Menschen als entscheidungsunfähigem Anpasser durchaus konsistent mit Hayeks evolutionärem Verständnis der Entwicklung von Ordnungen und ergibt sich hieraus sogar zwingend. Zugleich versucht Hayek aber auch der Tatsache Rechnung zu tragen, dass es letztlich die handelnden Akteure sind, von denen Veränderungen in der Ordnung bzw. im Interaktionssystem Katallaxie oder im dazu gehörigen Regelwerk konstituiert werden. Wo er dementsprechend individualistisch argumentiert, lässt sich auch ein differenzierterer Handlungsbegriff ausmachen, der der Entscheidungsfähigkeit von Akteuren Rechnung trägt. Beide Vorgehensweisen miteinander theoretisch zu vereinen, ist nicht möglich, da im individualistischen Paradigma überindividuelle Phänomene durch den Rückgriff auf Akteure erklärt werden, wohingegen der Holismus das Verhalten der Individuen auf Systemgrößen zurückführt. Entsprechend lassen sich an Hayeks Gesamtwerk zwei Lesarten anlegen: Einmal scheint es angemessener, ihn individualistisch zu interpretieren, an anderen Stellen liegt eine holistische Lesart näher. Wir haben uns dafür entschieden, die indi-vidualistischen Anteile in den Vordergrund zu stellen. Wie im vierten Kapitel demonstriert, muss die Evolutionstheorie dadurch nicht aufgegeben werden, sondern eine individualistische Rekonstruktion ist möglich. Grundzüge einer solchen haben wir dort entwickelt. Um eine Erklärung im Sinn des Methodologischen Individualismus zu entwickeln, sind jedoch wesentliche Aspekte der Hayekschen Evolution, insbesondere die aus der Evolutionsbiologie entlehnte Subjektlosigkeit, aufzugeben. Hierin sehen wir allerdings keinen Verlust, sondern eine Verbesserung, da so die agierenden Menschen von reinen Anpasserinnen zu entscheidenden Akteuren rehabilitiert werden. Darüber hinaus ergeben sich zugleich Möglichkeiten, das bei Hayek fehlende Kriterium für die Auslese überlegener Ordnungen anzugeben: Die zugrunde liegenden Regeln und Gesetze werden beibehalten, weil sie die Interaktion erleichtern oder aus anderen Gründen von den Individuen als nützlich erachtet werden. Institutionen werden hingegen verworfen, wenn sie aus Sicht der Akteure nachteilige Wirkungen haben, z. B. weil neue Bedingungen entstanden sind, vor deren Hintergrund sie sich überlebt haben. So lässt sich Hayeks Tautologie, dass eine Ordnung »gut« ist, weil sie sich durchgesetzt hat, und sich eine Ordnung durchsetzt, weil sie »gut« ist, durch eine wirkliche Erklärung ablösen. Ein weiterer Vorzug einer konsequent individualistischen Fun-dierung der Evolution liegt auf der normativen Ebene. Wird nämlich die -- in der Regel ungleiche -- Machtverteilung unter den Akteuren berücksichtigt, so muss im individualistischen Paradigma nicht mehr behauptet werden, dass der jeweils bestehende Zustand optimal für alle Beteiligten ist. Vielmehr ist es dann auch möglich, dass ein Regelwerk überdauert und somit die Ordnung unverändert weiterbesteht, obwohl sie bestimmte Individuen systematisch benachteiligt und somit schlechter stellt, als dies durch eine Änderung der Regeln möglich wäre. Stimmen nämlich einige Akteure, die über viele Ressourcen verfügen und dadurch mit viel Macht ausgestattet sind, den Regeln zu, so fällt die eventuelle Ablehnung der Regeln durch die weniger mächtigen Akteure nicht mehr ins Gewicht. Autorin und AutorTorsten Niechoj: geb. 1971, Dipl.-Politologe, Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Philipps-Universität Marburg, Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung und Mitglied der Forschungsgruppe Politische Ökonomie am Institut für Politikwissenschaft der Philipps-Universität Marburg; Arbeitsgebiete: Politische Steuerung, Rational-Choice-Theorie, Dogmengeschichte. Dorothee Wolf: geb. 1974, Politologin und Germanistin (Erstes Staatsexamen), Promovendin am Stiftungslehrstuhl für Volkswirtschaftslehre und Philosophie der Universität Witten/Herdecke und Mitglied der Forschungsgruppe Politische Ökonomie. Arbeitsgebiete: Rational-Choice-Theorie, Neue Institutionenökonomik, Geschlechterverhältnis, Gewerkschaftliche Bildungsarbeit. BezugDer Band umfasst 87 Seiten und kann gegen einen Unkostenbeitrag von 4,50 € zuzüglich Porto (0,77 €) bei der Forschungsgruppe bezogen werden. Hier finden Sie unser Bestellformular... |
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![]() ![]() WebbearbeiterIn ,
11.02.2002
(erste Fassung: 10.02.2002) |
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